„Non Scholae, sed vitae discimus“
(„Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir“)

Exakt gegen diese pädagogische Forderung, wurde am vergangenen Montag in der Sitzung des Rates der Stadt Witten und gegen die Stimmen der AfD, die Auflösung der Hauptschule Freiligrath beschlossen.

Damit wurde wieder einmal das Schicksal einer seit Jahrzehnten bewährten Schulform in unserer Stadt besiegelt, und zwar zu Gunsten der „gleichmachenden“ Gesamtschulen und dazu noch zu Lasten der verbliebenen Realschulen, die nun diejenigen Schüler aufnehmen müssen, die es auf der Gesamtschule nicht schaffen.

Das frühere Schulsystem bestehend aus Hauptschule, Realschule und Gymnasium, hat sich an dem Bedarf der Gesellschaft und der Wirtschaft orientiert. So richtete sich die Ausbildung an der Hauptschule in erster Linie an das Gewerbe, Handwerk und die Industrie. Dementgegen bereiten die Realschulen die Schüler eher in Richtung Handel und Verwaltung und die Gymnasien für ein anschließendes Hochschulstudium vor.

Natürlich hat die Schulform „Gesamtschule“ durch flexiblere Durchlässigkeit auch seine Vorteile, aber durch die Abschaffung der Hauptschule bleibt vor allem die ausgeprägte Berufsorientierung in Richtung Handwerk auf der Strecke und das ist aus politischer Sicht klar zu kritisieren.

Bei der Bewertung der Schulform „Hauptschule“ oft nicht berücksichtigt wird darüber hinaus, dass es auch mit den alten Hauptschulabschlüssen möglich war, z.B. im Handwerk vom Gesellen zum Meister und vom Meister zum Techniker oder Ingenieur bzw. im kaufmännischen Bereich vom Kaufmannsgehilfen zum Fachwirt und vom Fachwirt zum staatl. geprüften Betriebswirt aufzusteigen.

Hieß es früher immer anerkennend, dass „Handwerk goldenen Boden hat“ und deshalb Handwerksmeister in der öffentlichen Meinung auch vollkommen zu Recht ein achtbares Renomee genießen, so sind heutige Jugendliche oft der Auffassung, sie „könnten damit in ihrem sozialen Umfeld nicht punkten“. Aber was ist das für ein „soziales Umfeld“, welches den Theoretiker einem ausgebildeten und guten Praktiker im Ansehen vorzieht?

Für die AfD in Witten steht unzweifelhaft fest:

Wir brauchen nicht tausende studierte Sozial-Arbeiter, sondern tausende ausgebildete Fach-Arbeiter, denn, ob ein arbeitsloser Diplom-Sozialpädagoge besser als ein gefragter Handwerksmeister ist, darf doch stark bezweifelt werden.

Das der Ruf der Hauptschule seit Jahren kein guter ist, mag daher weniger am mangelnden Bedarf oder der guten Arbeit solcher Schulen liegen, sondern vielmehr daran, dass der politische Rückhalt und der Wille dazu fehlen, der Hauptschule und den dortigen Lehrern und Schülern die notwendige Unterstützung und Anerkennung zuteilwerden zu lassen, die sie eigentlich in unserer Gesellschaft verdienen.

Ein Teufelskreis, der nicht zuletzt auch für den viel beklagten Fachkräftemangel in unserem Land mitverantwortlich sein dürfte. Denn die weniger praxisorientierte Gesamtschule, in der sämtliche Schüler unterschiedlicher didaktischer Ausgangsvoraussetzungen quasi in einen Topf geworfen werden, werden schon aufgrund der Tatsache, dass sie einer sehr breiten und unterschiedlich veranlagten Schülerschaft gerecht werden müssen, definitiv nicht dieselbe hohe Praxisorientierung aufweisen, wie es die Hauptschule stets gewährleistete. Ob die Schließung von Hauptschulen und Verlagerung der Pädagogik auf die Gesamtschule somit für Witten der richtige Weg ist, darf in Bezug auf die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung kritisch gesehen werden.

Für die AfD Ratsfraktion im Rat unserer Stadt steht jedenfalls fest, dass die Schließung der Freiligrath-Schule 2027 ein bildungspolitischer Fehler ist.

„Dass die Schulschließung zudem auch gegen den expliziten Willen der dortigen Schüler und Lehrer erfolgt, zeigt, dass hier politische Gründe vor praktischer Vernunft und Weitsicht obsiegt haben. Das ist kein gutes Zeichen für die Schulen in unserer Stadt, die oft doch näher am Geschehen sind, als Politiker.“, kritisiert der Fraktionsvorsitzende der AfD Ratsfraktion, Matthias Renkel, abschließend die besiegelte Schulschließung.